Golfreisen Indien

Der Norden – zwischen Königen und Kichererbsen
Delhi empfängt mit einer Mischung aus kolonialer Grandezza und dem Duft frisch gerösteter Masalas aus den Garküchen von Old Delhi. Wer am frühen Morgen den Delhi Golf Club betritt, hört vielleicht noch den leisen Nachhall der Geschichte – denn hier wurde nicht nur gespielt, sondern regiert. Moderner zeigt sich der DLF Golf & Country Club, ein Meisterstück mit dramatischen Bunkern, schwebenden Grüns und einem Blick, der weit über das Spiel hinausführt.
Nur wenige Stunden entfernt liegt Agra. Und ja – man sieht das Taj Mahal. Kein Mythos, sondern ein reales Monument der Liebe. Wer hier im Agra Golf Club abschlägt, tut dies mit der Silhouette des Marmorwunders am Horizont. In Jaipur, der rosaroten Stadt, lädt der königliche Rambagh Golf Club dazu ein, zwischen Bougainvillea und Palastblick das Eisen zu schwingen. Und abends? Da dampft ein Teller Chole Bhature auf dem Tisch – würzige Kichererbsen mit frittiertem Brot, begleitet von süssem Lassi. Nordindien schmeckt erdig, herzhaft – und nach Zuhause, auch wenn man weit weg ist.

Der Westen – Metropolen, Meeresbrise und Masala-Fisch
Mumbai schläft nie. Und Golf ist hier ein Statement der Entschleunigung. Der Bombay Presidency Golf Club ist einer der ältesten des Landes – ein grünes Refugium mitten in der Stadt, wo man am frühen Nachmittag mehr als nur Schatten findet. In Pune, nur ein paar Autostunden entfernt, öffnet sich die Landschaft. Der Oxford Golf & Country Club schmiegt sich zwischen sanfte Hügel, umgeben von Stille und Vogelstimmen. Eine runde Kontrastwelt zu den hupenden Rikscha-Karawanen in den Gassen der Altstadt.
Nach der Runde lockt die Küche Maharashtras: ein feuriger Prawn Masala, serviert mit knusprigem Bhakri-Fladenbrot, dazu ein kühles Kingfisher-Bier mit Blick auf den Sonnenuntergang über der Bucht. Wer’s süsser mag, bestellt ein „Shrikhand“ – Safran-Joghurt mit Pistazien. Golf und Genuss liegen hier nur einen Chip auseinander.

Der Süden – Götter, Golf und Gewürze
In Bangalore, der Hightech-Hauptstadt mit mildem Klima, liegt einer der schönsten Plätze des Landes: die Karnataka Golf Association – klassisch, urban, raffiniert. Wer weiter Richtung Nandi Hills reist, erreicht den Golfshire Golf Club, eine Anlage, die durch ihre Hanglage nicht nur das Auge, sondern auch die Taktik des Spiels herausfordert. Weiter südlich, in Mysore, verlangsamt sich das Leben. Der Jayachamaraja Wadiyar Golf Club ist eingebettet in königliches Grün, eingerahmt von Bergen – ein Platz, der mehr ist als Sportfläche. Er ist ein stiller Begleiter auf der Reise durch den Süden.
Die Küche? Kokos, Curryblätter, Tamarinde. Ein südindisches Thali serviert auf Bananenblatt, mit Sambar, Rasam und Reis. Und natürlich ein kräftiger Filterkaffee im Messingbecher. Hier lebt man einfacher – aber nie einfacher gestrickt.

Der Osten – Zwischen Teeplantagen und Tradition
Kolkata, einst Hauptstadt des britischen Empires in Indien, ist heute ein faszinierender Mix aus kolonialem Erbe, Spiritualität und künstlerischer Tiefe. Der Royal Calcutta Golf Club, 1829 gegründet, ist kein Platz – er ist eine Institution. Wer hier spielt, spielt zwischen Bäumen, die Geschichten erzählen. Vielleicht sogar in Begleitung eines neugierigen Rehs oder einer Eule, die seit Jahrzehnten Stammgast ist.
Die Stadt selbst schmeckt süss – nicht nur wegen der legendären „Rasgullas“, sondern auch wegen des butterweichen „Kosha Mangsho“, einem langsam gegarten Lammcurry, serviert mit zartem Paratha. Und wenn dann noch ein Tuk-Tuk vorbeiknattert, ein Verkäufer „Chai Chai“ ruft und die Howrah Bridge im Dunst liegt – dann weiss man: Man ist angekommen.

Der Geist – Rishikesh und die Kunst der Balance
Und wer dem Spiel einen spirituellen Ausklang geben möchte, findet ihn in Rishikesh – dem stillen Atem am Ganges. Die „Yoga-Hauptstadt der Welt“ ist kein Ort, den man besucht – sie ist ein Zustand, in den man eintaucht. Meditation am Fluss, Sonnenaufgang über den Ashrams, das leise Glockenspiel der Tempel. Kein Golfplatz hier – aber vielleicht die tiefste Form von Spiel: das mit dem eigenen Gleichgewicht.

Indien ist kein Ziel. Es ist ein Dialog. Zwischen Mensch und Landschaft. Zwischen Golf und Leben. Wer hier abschlägt, trifft auf mehr als Fairways. Er trifft auf sich selbst.